
Überanpassung und Unterwerfung – Wenn das Rehkitz sich unterwirft
Ich erinnere mich, als ich in meiner Unterwäsche vor den Waschbecken eines Tagungszentrums stand und mein Kleid ausgewaschen habe. Ich hatte mit einem Kaugummi im Kleid zu kämpfen, weil ich jemanden anderen auf meiner mitgebrachten Decke im Park habe sitzen lassen. Eine freundliche Dame hat mich angelächelt und gesagt: „Du bist immer noch viel zu nett.“ Sie hatte Recht, mal wieder war ich überangepasst. Oder wie man heute sagt, ein People Pleaser. (Zum Glück konnte ich mein Kleid retten.)
People Pleasing und all die anderen Aspekte der Unterwerfung oder Rehkitz-Reaktion kommen meist aus der Kindheit. In einer Kindheit, in der man sich einer Gefahr ausgesetzt sah, aber nicht fliehen oder kämpfen konnte. Statt der Erstarrung kann man aus diesem Gefühl von Gefahr plus Ohnmacht noch die Unterwerfung „wählen“. Unterwerfung oder Überanpassung ist ein Schutzmechanismus.
Dieser Schutzmechanismus wirkt strategischer als Kampf, Flucht oder Erstarren. Wir unterwerfen uns, um uns endlich sicher zu fühlen. Es scheint uns der beste Weg zu sein in einer scheinbar ausweglosen Situation. Wir tun als Überangepasste alles dafür, uns sicher zu fühlen.
People-Pleasing oder unbedingtes Gefallen Wollen
Wir tun alles dafür, um die Wünsche und Bedürfnisse der anderen zu erfüllen, um uns sicherer zu fühlen. Wir lächeln. Wir sind freundlich. Wir lesen Wünsche sogar von den Augen ab. Nicht nur, weil wir einfach nette Menschen sind. Wir wollen uns endlich sicher fühlen.
Empathie für andere und Zurückweisung für uns selbst
Wir haben einen inneren Sensor dafür, was in den anderen so alles vor sich gehen könnte. Außer uns, versteht sich! Wir ignorieren unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Wir wissen oftmals gar nicht, was wir fühlen und was wir wirklich wollen. Mit einigen meiner Klienten und Patienten finden wir erst einmal heraus, was ihre eigenen Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse sein könnten und wirklich sind. In einem zweiten Schritt üben wir, diese dann auch zu kommunizieren. Das öffnet einen Raum in unseren Herzen, in dem wir uns verletzlich zeigen und gleichzeitig sicher fühlen. Wir dürfen als Erwachsene in vielen Situatioen sagen, was in uns vorgeht.
Energietransfer
Wir geben unsere Energie an andere weiter. Wir versuchen, die anderen zu unterstützen und sie zu ermächtigen. Selbstermächtigung fällt uns unsagbar schwer. Wir geben unsere Energie nicht zum Wohle der anderen – wir wollen uns sicher fühlen, mal wieder.
Andere unterstützen um später gerettet zu werden
Der Retter sieht sich in diesem Szenario als Opfer, das eigentlich dringend der Rettung bedarf. Um auch wirklich ganz sicher gerettet zu werden, reißen wir uns erst einmal den Hintern für alle anderen auf, um dann später unsererseits gerettet zu werden. Wir kommen gar nicht darauf, dass wir uns schon gleich selbst retten könnten, wir sind ja mittlerweile erwachsen!
Mit der Schutzstrategie der Überanpassung verlieren wir uns im Grunde völlig. Wir zahlen einen hohen Preis für unseren Wunsch nach dem Gefühl von Sicherheit.
Wenn Du an diesem Thema mit mir arbeiten möchtest, schreib mir doch einfach eine Email, über das Kontaktformular oder eine Whatsapp-Nachricht. Ich freue mich auf Dich!
Alles Liebe, Sandra Hochhuber
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